In den letzten Monaten hat mich mein Leben dazu gezwungen, über Hürden zu gehen, Aufgaben zu lösen, mit Schmerz und Leid klarzukommen, in meine Seele zu blicken, wahrzunehmen, zu erkennen und mich mit Dingen zu befassen, welche mich zwar mein Leben lang begleiten, aber erst jetzt, nach einer weiteren nachhaltigen und tiefgründigen Lebens-Erfahrung heraus aus mir herausbrechen, brennen und schmerzen. Die Wunde bricht immer wieder auf, weil das Leben darin stochert, es entzündet, schmerzt, heilt wieder für kurze Zeit ab und bricht von neuem auf. So suche ich bei meinem Gang durchs Leben vertrauensvoll nach Zeichen, welche mir den Weg zeigen, nach Worten, welche an mich gelangen und nachklingen, nach Erlebnissen, welche mein Herz berühren, nach Zufällen, welche zu erkennen geben, dass sie keine sind, dafür einem aber umso mehr zu fallen.
So blätterte ich im April etwas lustlos den lokalen, wegen Covid-19 sehr mageren Anzeiger durch und stiess auf das wohl einzige Inserat: „jetzt, wo so vieles wankt: Natur-Urvertrauen stärken!“. Mein erster Impuls war: mach ich! So meldete ich mich bei Peter Zobrist um bei ihm eine „Naturbegegnung“ in der Natur zu buchen.
Letzte Woche machte ich mich dann auf den Weg in den Gitzigraben bei Schafhausen i. E. zu Peter Zobrist. Peter erklärte mir zuvor, wo ich das Auto parken kann um dann noch eine letzte Teilstrecke zu Fuss zu seinem Haus zu gehen. So öffnete ich an diesem wundervollen Sonnentag das Gatter zu seinem Reich, durchschritt eine Schafweide, öffnete ein zweites Gatter und betrat eine andere Welt. Eine Welt voller Blumen, Natur-Geräuschen, Schmetterlingen, Insekten, Schönheit, Ruhe und Stille. Fast ehrfürchtig, ab so viel wohltuender Schönheit schritt ich dem in Bäumen versteckten Haus von Peter entgegen und freute mich, auf das was kommt und auf das, was ich mitnehmen darf.
Ich liess mich ein auf eine mir fremde Welt mit Räuchern, Spiritualität, öffnete meine Seele und mein Herz, wurde von Peter mit Aufgaben in die Natur hinausgeschickt und durfte mich auf eine Reise machen, welche ich so schnell nicht vergessen werde. Ich schritt über eine mir von der Natur aufgezeigten Schwelle und durchstreifte im übertragenen Sinn mein eigenes Leben, was mir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst war, kämpfte mich den steilen, von Dornen und Gestrüpp überwachsenen Wald, wurde getrieben davon, etwas zu finden, woran ich mich halten konnte oder mir wenigstens dabei behilflich sein könnte, mich daran hochzuziehen, beobachte einen Specht, welcher mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit zielorientiert und konzentriert das machte, was ihm Nahrung garantiert und das Überleben gewährleistet, erblickte einen Greifvogel, welcher sich vom warmen Wind treiben liess, wollte sein wie sie, erkannte dadurch eigene Bedürfnisse, mied Waldwege, weil es da für mich zwar bequem zu gehen, aber nicht interessant, herausfordernd genug war, setzte mich auf eine Lichtung, wo vor geraumer Zeit ein Sturm SchadSchaden angerichtet hat und viel Verletzung zeigte, fühlte mich inmitten der jungen, neu wachsenden Bäume wohl, weil ich verstand, dass Verletzungen vergänglich sind, dass ich mich stark genug fühle, mich meinen Verletzungen hinzugeben, mich mit diesen zu beschäftigen um daraus Neues entstehen zu lassen.
Mein (Lebens-) Weg führte auf eine geteerte Strasse, in der ferne Häuser sichtbar, ein Auto, welches an mir vorbeifuhr. Unwohlsein überkam mich und so führte mich mein Weg wieder in den Wald, steil hinunter, teils rutschend, ohne Einfluss darauf nehmen zu können zu stürzen oder nicht, durch Dickicht, Dornen, Geröll. Äste und Dornen, welche auf meiner Haut kleine Kratzer hinterliessen, dazu das Gezwitscher der Vögel, das Rauschen des Windes in den Bäumen und den Weitblick auf die Alpen. Ich war mir nahe, spürte was mich antrieb, was ich fühlte, wer ich bin und was ich möchte. Und plötzlich schritt ich wiederum über eine Schwelle, welche mir ein am Boden liegender Ast bot und ich stand auf einer blumenreichen Wiese mit wundervollem Gezirpe der Grillen, mit dem Summen der Insekten, dem weich darüber streichenden Wind und ich wusste, dass diese Wiese mein Leben sein darf. Ich wusste, dass ich massgeblich daran beteiligt bin, dass mein zukünftiger Weg eine Blumenwiese sein wird und dass ich mich all den Verletzungen, Missständen und Verlusten meines bisherigen Lebens stellen, dieses bearbeiten darf. Dass ich stolz darauf sein darf, was ich bisher ertragen, geschafft und erreicht habe, was mich stark gemacht hat und was ich daraus erkennen und mitnehmen darf um mich weiter zu entwickeln, daran zu wachsen und mir selber näher zu kommen.
Als Symbol für diese Erkenntnisse habe ich mir auf dem Weg durch den Wald einen Föhrenzapfen mitgenommen. Er symbolisiert Verletzlichkeit, Feinheit, Schönheit, Offenheit, Transparenz, Leichtigkeit und Leben. Als Ganzes stark genug um einen Sturz von den Höhen einer Föhre unbeschadet zu ertragen, dahin zu rollen, wo er sich einbringen kann, Wind und Wetter zu trotzen, jede einzelne, geöffnete Vergabelung aber verletzlich, anfällig dafür abzubrechen und dem Ganzen dadurch Instabilität zu geben.
Ich habe mir bei meiner Suche unter Anleitung vom Biologen, Sozialpädagogen und Visionssuche-Leiter Peter Zobrist die Antworten geben können, welche ich brauchte, um meinen Weg fortzusetzen, mich nach vorne zu orientieren und das Erreichen der Blumenwiese anzugehen.
Eine wundervolle, weitere Erfahrung für meinen Weg.
Danke Peter.